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Sachsens größtes Gesamtkunstwerk nimmt Gestalt an

Sachsens größtes Gesamtkunstwerk nimmt Gestalt an

Mit der Fertigstellung des dritten Wandbildes „Studenten&Internationalität“ am Hochhaus Georgstraße 24/26 in Chemnitz nimmt das größte Gesamtkunstwerk an einem Wohnhaus in Sachsen weiter Gestalt an.

Die Kreativagentur Rebel-Art aus Chemnitz um Guido Günther „Rebel73“, Markus Esche „Zone 56“ und Tino Schneider „Royal TS“ hat in den vergangenen Wochen das rund 450 m² große Wandbild realisiert.

Bereits zuvor hatte den ersten Giebel des Hochhauses Rafael Gerlach „SatOne“ aus München mit dem abstrakten Motiv „Boulevard&Natur“ im Mai 2018 gestaltet. Danach widmete sich das Künstler-Duo „HomBoog“ aka André „Boogie“ Morgner und Pablo „Hombré“ Fontagnier seit Juni 2018 dem zweiten Giebel. Entstanden ist das Motiv „Kinder&Familien“ im Comic-Style.

Nach Abschluss der drei Giebel wird Rebel-Art ab Mitte September noch alle restlichen Fassadenflächen zwischen den Giebeln gestalten. Dabei werden die Linien, Formen und Verläufe vom Motiv „Boulevard&Natur“ aufgegriffen und um das gesamte Wohnhaus herum weitergeführt. Anschließend erfolgt die Demontage der Gerüste.

Ab November 2018 werden dann Chemnitz und Sachsen um das mit rund 5.000 m² Fassadenfläche größte Gesamtkunstwerk an einem Wohnhaus reicher sein.

 

Hochhaus-Teil I: Abstraktes Wandbild "Boulevard & Natur" am Brühl-Eingang

Künstler SatOne realisiert erstes Auftragswerk in Chemnitz

Am 22. Mai 2018 startete der Künstler Rafael Gerlach alias SatOne mit der Gestaltung einer 450 m² großen Fassadenfläche am Hochhaus Georgstraße 24/26 in Chemnitz. Bei der Realisierung des abstrakten Wandbildes, das innerhalb von rund 120 Arbeitsstunden fertiggestellt wurde, erhielt Gerlach Unterstützung von einem befreundeten Künstlerkollegen.

Mit dem Motiv an der dem Brühl-Boulevard zugewandten Fassadenseite rückt der Künstler den Boulevard und die Natur in dessen Umfeld ins Zentrum seiner Arbeit.

Die Idee für eine Fassadengestaltung stammt von dem am Brühl ansässigen Künstler Guido Günther von Rebel-Art. Durch die zahlreichen Sanierungen am Brühl verschwanden in der Vergangenheit zahlreiche, anspruchsvolle Murals; um deren Ersatz zum einen und für ein junges, kreatives Gesicht des Quartiers zum anderen sich Guido Günther mit Leidenschaft engagiert.

Im Gespräch mit der GGG, für die Rebel-Art schon viele Auftragswerke realisiert hat, wurden mit der Georgstraße 24/26 schnell ein passendes Objekt und über das Netzwerk der Kreativagentur die Akteure für diese Aufgabe gefunden.

Im Rahmen einer bereits im Jahr 2016 erfolgten ersten Vor-Ort-Begehung mit dem aus München stammenden Künstler Rafael Gerlach sammelte und dokumentierte dieser für sich markante Eindrücke des unmittelbaren Umfeldes.

In der formalen Interpretation der Umgebung greift der Künstler den großen Anteil der Grünflächen sowie die markanten Lampen entlang des Boulevards auf. So findet der Betrachter eine grafische Darstellung der Brühl-Lampen, die sich in einem Bewegungsablauf von ihrer Gegenständlichkeit in eine abstrakte Formsprache wandelt und zur freien Interpretation einlädt.

 

Teil 2: Motiv "Kinder&Familien" vollendet

HomBoog gestalten riesiges Mural

Das Künstlerduo HomBoog, bestehend aus Pablo Fontagnier (Hombré) und André Morgner (Boogie), widmet sich auf der der Georgstraße zugewandten Fassade des Hochhauses Georgstraße 24/26 in Chemnitz dem Thema Kinder und Familie. Die Künstler sehen Kinder und Familien als Bestandteil des lebendigen Brühl-Boulevards und als Spiegel der vielen Projekte in diesem Stadtteil.

Die beiden Künstler kreieren seit 19. Juni 2018 ein Bild, dass die Rückeroberung des lange von Leerstand geprägten Boulevards durch Kinder symbolisiert. Eine Gruppe junger Wilder wird mit Hilfe von zahlreichen Gegenständen - die sie anscheinend in ihren Kinderzimmern gefunden haben - versuchen, die Wände des Hochhauses zu erklimmen. Damit setzen HomBoog ein unübersehbares Zeichen für die Familien in diesem Stadtteil.

Boogie und Hombré sind seit Mitte der 90er Jahre mit der Spraydose aktiv und haben unabhängig voneinander zahlreiche Fassadengestaltungen realisiert. Nachdem sie festgestellt haben, dass sie sowohl an Wänden als auch zwischenmenschlich harmonieren, gründeten sie das Duo HomBoog.

Hinter den Pseudonymen steht auf der einen Seite Pablo Fontagnier. Er ist einer der ersten Writer, der sich ausschließlich der Charakter-Malerei verschrieben hat. Mittlerweile zählt er weltweit zu den führenden Künstlern dieser Stilrichtung. Er kreiert freche Figuren, die über den klassischen Cartoon-Stil hinaus den Betrachter an seine Gemälde fesseln. Mit der Zugabe von Realismus zu seinen Charakteren haucht er ihnen leben ein.

Auf der anderen Seite steht André Morgner. Der aus Schwarzenberg stammende Wahlschweizer ist als studierter Designer und Grafiker ein Allrounder. Er ergänzt das Duo durch seine grafisch und technisch perfekten Arbeiten und strotzt vor Ideen. In den vergangenen Jahren machte er mit dem Projekt „Boys from the wood“ von sich Reden. Diese im Erzgebirge handgefertigte und von ihm selbst bemalte Kleinserie ganz spezieller Räuchermänner geben den alten erzgebirgischen Traditionen einen jugendlichen Charakter.

 

Teil 3: Motiv „Studenten & Internationalität“ vollendet

Rebel-Art hat das Thema Studenten und Internationalität in seinem Werk ganz über die Mittel der Bildsprache und Symbolik verwirklicht. Unzählige Details werden sich dem Betrachter erst auf den zweiten Blick erschließen und damit Raum zur freien Interpretation öffnen.

Ein Kompass kann beispielsweise als die klare Richtung nach vorn, Weltoffenheit, den richtigen Weg, das sichere Ankommen Zuhause gedeutet werden. Eine Studentin symbolisiert die junge, aufgeschlossene, studierende Bevölkerung am Brühl-Boulevard. Gekleidet ist sie in ein von abstrahierten Schutzgeistern gestaltetes Oberteil. Ihre rebellisch auf dem Boden sitzende Position kann als Zeichen einer jugendlichen Dauerprotesthaltung gedeutet werden. Gleichzeitig wird eine markante „Nerd-Brille“ für Wissbegierigkeit und Freakness stehen.

Ein Bücherstapel symbolisiert zum einen den künftigen Universitätsanteil am Brühl und dokumentiert gleichzeitig die heutige analoge, papierne Bücherwelt für die Zukunft.

Eine riesige Giraffe wird den wohl wichtigsten Symbolträger widerspiegeln. Aus dem Arabischen Zarafa stammend bedeutet Giraffe „die Liebliche“. In vielen Kulturen wurde sie aufgrund ihres eigenartigen Körperbaus als ein Mischwesen angesehen und ihr eine magische, außerirdische Abstammung aus einer vergangenen Zeit zugeschrieben. Eingeborene sahen in ihr ein friedliebendes, gelehrtes Wesen, dass etwas über die Zeit vor der Zeit und über die Welt vor der Welt zu berichten vermag. Als Gelehrte genoss die Giraffe bei vielen Naturvölkern wie den Schamanen ein hohes Ansehen. Erscheint einem eine Giraffe im Traum, so kündigt sie Klarheit, Überblick und Einsicht in einer Sache an.

Auch die markanten Brühllampen werden sich ebenso wie weitere Chemnitzer Wahrzeichen in dem Kunstwerk finden lassen.

 

QUELLE FÜR TEXT UND FOTOS: GGG